Die Marke Kate

Sie hat einen Sonderstatus unter den britischen Royals: Kate Middleton verkörpert als erste Bürgerliche im Hause Windsor die royalen Werte nahezu perfekt. Wie gelingt der Prinzessin von Wales das?

Illustration von Kate Middleton als Ausschneidepuppe mit Accessoires
Catherine Elizabeth Middleton ist als Prinzessin von Wales zur Projektionsfläche für die Träume unzähliger Menschen geworden. Ihre öffentliche Inszenierung ist harte Arbeit und erfordert viel Selbstdisziplin und Strategie. Das Porträt gibt Einblicke in das System, das die künftige Königsgemahlin unterstützt. Illustrationen: Silke Werzinger für ARTE Magazin

Es war einmal eine Bürgerliche …

Ihre Geschichte klingt wie ein britisches Märchen: Catherine „Kate“ Elizabeth Middleton wuchs in Berkshire im Südwesten Englands als Tochter einer Flugbegleiterin und eines Fluglotsen auf, die mit der Gründung einer Firma für Dekoartikel Millionen verdienten. Im Jahr 2001 lernte die Tochter der Selfmade-Millionäre Prinz William kennen – während sie an der St. Andrews University Kunstgeschichte studierte. „Als William sich für das Institut entschied, schossen die Einschreibungen um 44 Prozent in die Höhe“, betont die britische Royal-Expertin Katie Nicholl. Das Gerücht, Kates Bewerbung sei Kalkül gewesen, weisen die Middletons strikt zurück. Bei einer Modenschau, in der Kate mitlief, funkte es – und 2010 übergab William ihr auf einer Kenia-Reise den Verlobungsring. Dessen Vorbesitzerin: Prinzessin Diana.

Plötzlich Prinzessin

Am 29. April 2011 trug der personifizierte Traditionsbruch bei den Windsors eine cremefarbene Schleppe: Kate Middleton heiratete als erste Bürgerliche einen künftigen König von England. Die Hochzeit wurde zum Ereignis des Jahres: 26 Millionen Menschen verfolgten die Zeremonie in der Londoner Westminster Abbey live, rund 1.900 Gäste waren vor Ort. Kate erhielt den Titel Herzogin von Cambridge, bevor sie 2022 durch den Tod von Königin Elizabeth II. zur Prinzessin von Wales aufstieg. Von nun an übernahm Kate allerlei königliche Aufgaben und komplexe Choreografien: Sie muss stets zwei Schritte hinter Ranghöheren gehen, inklusive Knicks, immer an Williams Seite. 2013 wurde Kate Mutter von Thronfolger George, gefolgt von Tochter Charlotte (2015) und Sohn Louis (2018).

Im Dienste der Wohltätigkeit

Die Prinzessin von Wales engagiert sich leidenschaftlich für gemeinnützige Zwecke – sie betreut mehr als 20 Hilfsorganisationen. Ihr Engagement publiziert sie auf Social Media: Mal sieht man Kate im Rollstuhl Rugby spielen, mal auf dem Boden mit Kindern malen. „Vor allem kindliche Entwicklung und psychische Gesundheit sind die Themen, auf die sie ihren Fokus legt“, sagt Kirsty Leighton von der internationalen PR-Agentur Milk & Honey. Anna Whitelock, Professorin für Geschichte der Monarchie an der University of London, betont: „Kate gilt inzwischen als eigenständige Schlüsselfigur in der königlichen Familie und ist auf diese Weise unabhängiger und einflussreicher geworden.“ Ihr Image als engagierte Schirmherrin helfe dem Königshaus dabei, ansprechend, attraktiv und relevant zu bleiben.

Licht, Kamera, Action!

Kates royale Karriere erreichte mit ihrer Rolle als topgestylte Mutter eine neue Stufe. „Für Kate arbeitet ein Team von rund 50 PR-Leuten – sie steuern ihre Außenwirkung“, erklärt PR-Expertin Kirsty Leighton. „Kate erfüllt dadurch viele Schlüsselelemente, die für eine Markenstrategie wichtig sind.“ Die Prinzessin liebt Fotografie und stellt auf Instagram gezielt informelle Social-Media-Beiträge zur Schau – für 15 Millionen Follower: etwa eine Behind-the-Scenes-Story anlässlich der Krönung von Charles III. Doch hinter dem Lächeln für die Untertanen bröckelt die Harmonie immer wieder – wie beim Eklat um Schwägerin Herzogin Meghan Markle und Prinz Harry, die 2020 das Königshaus verließen. „Es gibt Konkurrenz zwischen den Kommunikationsteams, die sich um die Familienmitglieder kümmern“, sagt Autor und Royal-Experte Patrick Weber.

Ein Königreich für einen Trend

In der Zeit vor ihren royalen Pflichten arbeitete Kate als Accessoire-Einkäuferin für eine Modekette und für das Unternehmen ihrer Familie. Auch deshalb ist sie finanziell gut abgesichert: Ihr Vermögen soll sich auf rund zehn Millionen Euro belaufen, ihr Gatte verfügt über geschätzte 35 Millionen. Spätestens 2016 wurde Kate zur modischen Leitfigur: Zum 100. Jubiläum der britischen Vogue erschien sie auf dem Cover. Das Time Magazine bezeichnete sie danach als eine der 100 einflussreichsten Menschen. Das erklärt möglicherweise den „Kate-Effekt“: Was sie trägt, wird Trend – und ist kurz darauf ausverkauft. Dabei macht sie nicht nur mit Designstücken wie ihrem Hochzeitskleid vom Modehaus Alexander McQueen, sondern auch mit ihrer Vorliebe für günstige High Street Fashion von sich reden. 2012 entwarf Reality-Star Kim Kardashian eigens für Kate eine limitierte Schuhkollektion. Doch ihr Auftreten sorgt mitunter auch für Kritik: „Man könnte Kate einordnen als Vertreterin des White Feminism – ein kritischer Begriff für jene, die sich innerhalb des patriarchalen Systems anpassen, Karriere machen, Macht haben, aber nichts tun, um dieses System zu verändern“, so Hanna Klimpe, Professorin für Digitale Kommunikation an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.

Kate Superstar – Die perfekte Prinzessin

Porträt

Freitag, 1.3. — 22.00 Uhr
bis 29.5. in der Mediathek