Hoffnung aus der Tiefe

Besuch auf einem Bio-Hof in Brandenburg, auf dem ressourcenschonend Gemüse angebaut wird. Sind derartige Kleinsthöfe Vorbilder für die Zukunft der Landwirtschaft?

Mann, der im Gemüsebeet arbeitet und in die Kamera lächelt.
Deacon Dunlop und seine Frau Anne Kaulfuß setzen bei ihrem Bio-Hof auf Agroforstwirtschaft: Sie pflanzen Bäume, die in ihrem Wurzelbereich Lebensraum für eine Vielzahl an Mikroorganismen bieten, den Boden stabilisieren und im Sommer auch Schatten spenden. Foto: Kathrin Tschirner für ARTE Magazin

Wie eine grüne Oase liegt der kleine Bio-Hof von ­Anne ­Kaulfuß und ­Deacon Dunlop in den grau-sandigen Feldern Brandenburgs. Das Thermometer zeigt 13 Grad. Ein leichter Nebel zieht sich über die kahle Landschaft. Im frühen Morgenlicht scheint es, als ob alles noch schläft – doch ­Kaulfuß und ­Dunlop sind seit Sonnenaufgang auf den Beinen. Sie stapeln Kisten, sortieren frisches Gemüse und packen Gemüsekisten für ihre Kundinnen und Kunden. Vor mittlerweile fünf Jahren kehrten die beiden Biologen der Großstadt Berlin den Rücken, um sich im brandenburgischen Dorf Alt Madlitz inmitten der Natur ein neues Leben aufzubauen. Ausgestattet mit einem kleinen Wohnwagen und 2,5 Hektar Ackerland führen sie hier ein Leben in Bescheidenheit und kämpfen täglich für das, was für viele Menschen völlig vergessen scheint: ein naturnaher, ressourcenschonender Gemüseanbau.

Als sie zum ersten Mal auf dem Acker standen, der jede Woche mittlerweile etwa 250 Menschen mit frischem Gemüse versorgt, sah dieser jedoch noch völlig anders aus. „Hier war nur braune Erde“, sagt ­Dunlop lachend. „Jahrzehntelang sind sie mit großen Traktoren hier drübergefahren. Der Boden war stellenweise hart wie Beton.“ Mit jedem Jahr sei die „Ackerpulco-Farm“, wie die beiden ihr gepachtetes Grundstück nennen, fruchtbarer und lebendiger geworden. Heute, nach Jahren harter Arbeit und Geduld, blickt das engagierte Paar auf Beete voll von buntem Gemüse, zahlreiche Obstbäume und mehrere Gewächshäuser, in denen rote, gelbe und sogar violette Tomaten wachsen. „Etwa 20 bis 30 verschiedene Tomatensorten haben wir hier“, erzählt ­Kaulfuß. Insgesamt seien es über 50 unterschiedliche Gemüsekulturen.

Wie die ARTE-Dokumentation „Die Bio-Revolution“ zeigt, beschäftigten sich die ersten Pioniere in Deutschland vor rund 100 Jahren mit biologischer Landwirtschaft. Während Kritiker alles rund um das Thema anfangs als eine Art Glaubenssache abtaten, herrscht heute weitgehend wissenschaftlicher Konsens über den Nutzen von ökologischer Landwirtschaft: Sie sorgt – im Gegensatz zu konventioneller Landwirtschaft – bei Böden für mehr Widerstandsfähigkeit gegenüber Extremwetterlagen, mindert den ­Pestizid- und Düngereinsatz, fördert die Biodiversität, reduziert die Wasserverschmutzung und schützt nebenbei auch die Gesundheit der Landwirte. Inwiefern die versprochenen Vorteile auch auf massenhaft verfügbare Bio-Produkte aus dem Supermarkt zutreffen, lässt sich pauschal nicht sagen. Laut der Organisation foodwatch lag der bundesweite Umsatz von biologisch produzierten Lebensmitteln im Jahr 2023 bei rund 16 Milliarden Euro – das entspricht gut sechs Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes und einer Verdreifachung im Vergleich zum Jahr 2000.

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Die Bio-Revolution: Die Karriere der ökologischen Landwirtschaft

Geschichtsdoku

Samstag, 26.11. — 21.40 Uhr
bis 24.5.25 in der
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