David Hasselhoff geht nicht ans Telefon. Am Vortag hat er darum gebeten, man möge ihn bitte um acht Uhr in der Früh anrufen. Jetzt rührt sich nichts auf der anderen Seite der Leitung. Dann klingelt das Telefon: „Hier ist David“, meldet der Anrufer, „hatte ganz vergessen, dass wir einen Termin hatten.“ So eine Art von Star ist Hasselhoff also: einer, der zurückruft, wenn er eine unbekannte Nummer auf dem Display sieht. Gerade sei er mit seiner Frau Hayley Roberts in Apulien unterwegs. „Süditalien, wunderschön.“
Hayley hat er 2011 in Cardiff kennengelernt, als er für die Show „Britain’s Got Talent“ in der Jury saß. Sie bat ihn um ein Autogramm. Vergangenes Jahr wurde geheiratet. Nun sind die beiden praktisch ständig auf Reisen. Wenn man ihn fragt, wo er wohne, sagt er: „Aus dem Koffer.“ Sie schauen sich die Welt an, treffen Leute, arbeiten. Es gibt immer etwas zu tun, weil man Hasselhoff beinah überall kennt. Neulich sei er bei den Massai in Kenia gewesen, sagt er. „Da kannten die mich auch.“
Von 1982 bis 1986 spielte er den Ex-Polizisten Michael Knight, der in der Serie „Knight Rider“ mit einem schwarzen Pontiac Firebird TransAm namens K.I.T.T. auf Verbrecherjagd ging. K.I.T.T. war intelligent, konnte sprechen, hatte unsichtbare Sicherheitsgurte sowie einen eingebauten Geldautomaten. Dass Hasselhoff in der Serie mit einem Auto verpartnert war, bedeutete für ihn zwar eine ungeahnte schauspielerische Herausforderung, aber er machte das Beste daraus. „Für die Rolle habe ich mich von meinem Vater inspirieren lassen. Er war ein sehr offener Mensch, der alle mochte: Weiße, Schwarze, Schwule, Heteros, Muslime, einfach alle.“ Also mochte auch Michael Knight alle Menschen, mit Ausnahme der Verbrecher.
Märchenhafte Gesangskarriere
Anschließend ging es für Hasselhoff an den Strand. In der Serie „Baywatch“ verkörperte er ab 1989 einen Rettungsschwimmer im kalifornischen Malibu und zog sich als Mitch Buchannon Badeshorts an, nahm eine signalrote Schwimmhilfe zur Hand und hielt nach Ertrinkenden Ausschau. Immer wenn jemand in Not geriet, mit einem Hai, einer fiesen Qualle oder einem Wadenkrampf zu kämpfen hatte, schaltete die Serie auf Zeitlupe um, und Hasselhoff und seine Kollegen eilten, so langsam es nur irgend ging, zur Hilfe. Diese Art visueller Dialektik wurde zum Markenkern der auf viel nackte Haut setzenden Retter-Show. So wie zuvor „Knight Rider“ galt auch „Baywatch“ international als erfolgreichste Serie ihrer Zeit. Natürlich half es, dass Hasselhoff im deutschsprachigen Raum noch dazu eine märchenhafte Gesangskarriere gelang. Der Schlagerproduzent Jack White versorgte ihn 1988 mit dem Song „Looking For Freedom“ von 1978. Im Jahr nach Veröffentlichung der Hasselhoff-Version fiel die Mauer. Der Rest ist Geschichte.
Der Song, die Badeshorts, das sprechende Auto haben Hasselhoff bis heute nicht verlassen. Wagt man einen Blick auf seinen Instagram-Account, sieht man ihn stets in einer seiner drei Identitäten, die über die Jahre zu einer Gesamtidentität verschmolzen sind: The Hoff. So wie SpongeBob, Batman oder King Kong ist The Hoff inzwischen zu einer popkulturellen Größe herangewachsen, weshalb Hasselhoff auch nur noch Rollen annehmen kann, die mit seiner Hoff-Identität spielen.
Weil es sich bei den Kindern, die mit „Knight Rider“ und „Baywatch“ aufgewachsen sind, um die Regisseure von heute handelt, hat The Hoff Konjunktur. Er tauchte in dem Marvel-Film „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ auf, spielte im dritten und vierten Teil von „Sharknado“ mit, einer Saga über extreme Wetterphänomene, die dazu führen, dass Haifische durch die Luft gewirbelt werden, und wird demnächst neben Arnold Schwarzenegger und Michael Fassbender in „Kung Fury 2“ zu sehen sein. Sollte es bald tatsächlich einen „Knight Rider“-Film im Kino geben, wird er darin ebenso eine Rolle haben wie in dem „Baywatch“-Film, in dem er kürzlich „The Mentor“ spielte, den Rettungsschwimmer aller Rettungsschwimmer.
Die britische Serie „Hoff the Record“ zeigte vor ein paar Jahren Hasselhoffs Alltag als einen surrealen Fiebertraum, während er in der ARTE-Doku „Being David Hasselhoff“ vergnügt aus seinem bewegten Leben erzählt. Nachdenklich wird der 67-Jährige darin nur, wenn es um seinen wahren Charakter geht. „Wie kann ich ein Rockstar sein? Wie kann ich die Kunstfigur The Hoff sein? Wie kann ich David Hasselhoff, der Vater, sein? Da gibt es viele Rollen, die ich spiele.“ Und jede einzelne nimmt er ernst. Seine Botschaft an alle, die ihn belächeln: Don’t hassle The Hoff – bitte nicht ärgern.