Sie müsse sich wirklich gut überlegen, ob sie in den Westen ziehen wolle, sagt Sarah Kühn. Mit „dem Westen“ meint die 27-jährige Studentin das Gebiet der Bundesrepublik vor der Wiedervereinigung. Die gebürtige Brandenburgerin hat ihr gesamtes Leben in Ostdeutschland verbracht; seit einigen Jahren wohnt sie mit ihrem Partner Sebastian Paulini in Potsdam. „Ich fühle mich in Ostdeutschland zu Hause und komme erfahrungsgemäß auch besser mit Ostdeutschen zurecht“, fügt Sarah Kühn hinzu.
Paulini kommt aus Bayern, „aus dem tiefsten Westen“, wie er sagt. Als er nach Potsdam zog, sei das für ihn zunächst keine große Umstellung gewesen. Das mag auch daran gelegen haben, dass sich der 29-Jährige lange Zeit gar nicht als Westdeutscher verstanden hatte. „Für mich war das kein identitätsstiftendes Merkmal“, erklärt er. Dass seine westdeutsche Herkunft ihn geprägt hat, wurde Paulini vor allem durch seine Beziehung klar. Für Kühn war ihre ostdeutsche Sozialisation bereits von der Kindheit an ein Thema gewesen. „Für meine Mutter war es prägend, die DDR und den Mauerfall miterlebt zu haben“, sagt die Studentin. Ihre Geschichten und Erfahrungen habe sie an ihre Kinder weitergegeben. „Mir war mir immer sehr bewusst, dass ich Ostdeutsche bin.“