Tierisch angepasst

Es ist ein altes Klischee, dass Hunde und ihre Halter sich optisch oft gleichen. Doch lassen sich auch zwischen dem Regierungsstil von Politikern und ihren tierischen Begleitern Parallelen ziehen? Eine kleine Charakterstudie.

Illustration von einem Hund mit Krone
Illustration: Sarah Matuszewski

Der Royale

Gourmet-Mahlzeiten aus der königlichen Küche, speziell angefertigte Hundebetten und ein eigenes Zimmer im Buckingham Palace – Corgi Dookie führte ein luxuriöses Hundeleben. Kein Wunder, denn sein Frauchen war Queen Elizabeth II. (1926–2022). Traditions- und pflichtbewusst repräsentierte Elizabeth II. die konstitutionelle Monarchie. Stets darauf bedacht, politisch neutral und unvoreingenommen zu sein. So auch Dookie, der als erster königlicher Corgi 1933 in den Buckingham Palace zog. Wegen seines charmanten und extravaganten Verhaltens erhielt er seinen royalen Namen – eine liebevolle Abwandlung von „Duke“. Über die Jahre wuchs die Anzahl der Corgis; insgesamt besaß die Queen im Laufe ihrer Amtszeit mehr als 30 von ihnen. Damit die Hunde bei öffentlichen Auftritten ihrer royalen Würde gerecht wurden, engagierte die Queen für sie sogar einen Hundepsychologen. Vollends zufrieden waren sie nur, wenn Majestät persönlich anwesend war.

Der Rebell

Eine Erhöhung der Kraftstoffsteuer, eine kontroverse Rentenreform und eine starke pro-europäische Haltung: Frankreichs Präsident -Emmanuel -Macron hat seit seinem Amtsantritt im Jahr 2017 mit zahlreichen Reformen für Schlagzeilen in seinem Land gesorgt – und dabei nicht selten mit vorherrschenden Konventionen gebrochen. Sein Hund Nemo, ein schwarzer Mischling aus Labrador und Griffon, tut es ihm gleich: Bei versammelter Gesellschaft und vor laufender Kamera pinkelte er etwa 2017 an den goldverzierten Kamin im Élysée–Palast. -Macron, der währenddessen im Gespräch mit Gästen auf dem Sofa saß, nahm den Fauxpas mit Humor. Das Verhalten sei für Nemo ungewöhnlich, sagte er lachend. Anders als seine Vorgänger hat -Macron – wie er immer wieder betont – keinen Rassehund; -Nemo stammt aus dem Tierheim. Mit seiner zugänglichen Art hat sich der französische Präsidentenhund als Publikumsliebling und Sympathieträger etabliert.

Die Hunde der Mächtigen – und eine Katze

Gesellschaftsdoku

Donnerstag, 12.9.
— 20.15 Uhr
bis 30.8.27 in der
Mediathek

Illustration von einem lächelnden Hund mit Kamm, Spiegel und USA-Flagge im Hintergrund.
Illustration: Sarah Matuszewski

Der Charismatiker

„Er hat Starqualitäten“: Nein, dies ist keine Aussage über den als sehr charismatisch geltenden ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Stattdessen traf Obama selbst dieses spontane Urteil über seinen Vierbeiner Bo, als er ihn zum ersten Mal sah. Der zottelige, schwarz-weiße Portugiesische Wasserhund zog 2009 mit der Präsidentenfamilie ins Weiße Haus ein und wurde tatsächlich zum Star. Bo wurde als Stofftier und Kinderbuch-Held vermarktet, er war Gast in den TV-Shows von Jimmy Fallon und Ellen DeGeneres. Häufigster Diskussionspunkt: Bos markante Frisur, die, ebenso wie des Hundes Herrchen, Authentizität ausstrahlte. Statt der für seine Rasse traditionellen Löwenschur mit raspelkurz getrimmtem Fell am Hinterteil trug Bo eine unkomplizierte Allerweltsfrisur. Sein Charisma machte Bo zu einem der beliebtesten Hunde aus der Traditionslinie der präsidialen Haustiere. Was aber soll man von einem Hund mit dem Geburtsnamen „New Hope“ auch anderes erwarten?

Illustration von einem Hund mit grimmiger Miene und Megafon.
Illustration: Sarah Matuszewski

Der Autoritäre

Über Hunderudel hält sich hartnäckig die Legende, dass sie immer durch einen Alpha-Rüden angeführt werden und eine strikte Rangordnung anstreben. Auch unter Menschen gibt es Individuen, die ihre politische Macht über Dominanzgehabe und Statuskämpfe erhalten. Es war wohl kein Zufall, dass der russische Präsident Vladimir Putin 2007 bei einem Treffen mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel seinen Labrador Konni frei im Raum umherlaufen ließ – dem ehemaligen Geheimdienstagenten war Merkels Angst vor Hunden hinlänglich bekannt. Es war nicht das erste Mal, dass Putin das Thema zur psychologischen Kriegsführung nutzte, denn bereits bei Merkels erstem Besuch im Kreml überreichte er ihr einen Plüschhund. Was Putin zu denken geben sollte: Zumindest was die Hunde angeht, ist die Alpha-Theorie wissenschaftlich längst widerlegt. Statt eine feste Rangordnung mit einem fixen Anführer aufzubauen, bilden die Tiere lieber dynamische Gemeinschaften, in denen sie sicher sind.