Das Zimmer 106 wurde im Zweiten Weltkrieg aus guten Gründen aus dem Register des Pariser Hotels Le Bristol gelöscht. Denn es beherbergte einen Gast, der um sein Leben fürchten musste. Was die Grandhotels der Welt verbindet, macht der Fall besonders deutlich: Verschwiegenheit ist oberstes Gebot. Dass das nicht nur für Leitung und Personal gilt, weiß auch Jacques Mayer, Leiter des Beau-Rivage in Genf: „Diejenigen, die in unserem Haus absteigen, nehmen dessen Werte an. Das bedeutet in erster Linie: Diskretion.“
In der ARTE-Reihe „Hotel-Legenden“ beschreibt Mayer, Urenkel des Hotelgründers, das Beau-Rivage als „einen Ort des Lebens, der sehr geschützt ist“. Dabei hält auch der Tod manchmal Einzug in die Parallelwelt der Luxus-Suiten: 1898 etwa wurde Kaiserin „Sisi“ in Genf gerade noch ins BeauRivage gebracht, nachdem ein Anarchist sie niedergestochen hatte, und starb im Hotel. 1987 fand man den schleswig-holsteinischen CDU-Politiker Uwe Barschel leblos in einem Zimmer des Genfer Hotels. Selbstmord? Bis heute wird darüber spekuliert. Sicher dagegen: Das Zimmer 317, in dem Barschel residierte, gibt es seit dem Fall nicht mehr.
Geschichten wie diese befeuern die Legendenbildung um Grandhotels. Dabei reicht Diskretion allein natürlich nicht, um in der Luxuswelt zu bestehen – auch innovative Ideen sind gefragt. So erzählt Hotelier Felix Adlon in der ARTE-Doku von seinem Ururgroßvater Lorenz Adlon: „Er hat nicht Eis verkauft, sondern ,Gelato‘ aus Italien – einzigartig in Berlin!“ Le-Bristol-Gründer Hippolyte Jammet erfand
den Vergrößerungsspiegel fürs Bad. Und Spuren hinterließ auch der jüdische Architekt Léo Lerman, der versteckte Gast im Zimmer 106: Er vergrößerte einige Zimmer und gestaltete unter anderem das kunstvolle Gittertor des Aufzugs im Bristol.
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