Der Rubel rollt weiter

Drei Jahre nach dem Überfall auf die Ukraine verdienen russische Oligarchen wieder bestens. Westliche Sanktionen können ihnen und Kremlchef Wladimir Putin offenbar nur wenig anhaben.

Eine blonde Frau fotografiert eine Luxusjacht
Reichtum: Luxusjachten zählen zu den beliebten Statussymbolen von Oligarchen. Die „Dilbar“ soll dem von der EU sanktionierten Milliardär ­Alischer ­Usmanow gehören und wurde 2022 in Hamburg von den Behörden festgesetzt. Usmanow erwirkte inzwischen die Aufhebung des Beschlusses. Foto: Vyacheslav Prokofyev / picture alliance / dpa

Billiges Gas und Öl, kostbare Metalle, wichtige Finanzdienstleistungen und Infrastrukturprojekte, Medien, Chemikalien, Rüstungsgüter und mehr – nach dem Ende der Sowjet­union Anfang der 1990er Jahre und in den folgenden drei Jahrzehnten verhalfen lukrative Deals und gute Beziehungen zum Kreml etlichen russischen Unternehmern zu sagenhaftem Reichtum. Die sogenannten Oligarchen scheffelten Milliardengewinne, organisierten sich steuerbegünstigte Wohnsitze und kauften Luxusjachten und Fußballvereine, als gäbe es keine besseren Statussymbole. Zu den bekanntesten superreichen Russen zählen Wagit ­Alekperow, Gründer und Haupaktionär des Mineralölkonzerns ­Lukoil, ­Roman ­Abramowitsch, der maßgeblich am zweitgrößten russischen Stahlkonzern ­Evraz sowie an diversen Investmentfirmen beteiligt ist, oder auch Stahlmagnat und Nordgold-­Haupteigner ­Alexei ­Mordaschow.

Dann befahl Wladimir Putin den Angriff auf die Ukraine. Und alles änderte sich schlagartig – zumindest ein bisschen, wenigstens eine Zeit lang. Dutzende Oligarchen wurden von der EU, Großbritannien, Australien, den USA und weiteren Nationen mit Sanktionen belegt, verloren Teile ihres Vermögens und grämten sich, weil ihre Jachten und Villen beschlagnahmt wurden oder weil sie im Westen keine Geschäfte mehr tätigen durften.

Die Flaute verflog rasch. Inzwischen laufen die Geschäfte für ­russische Großunternehmer, die ihrem woschd (zu Deutsch: Führer), wie Putin oft genannt wird, treu ergeben und an kriegswichtigen Firmen beteiligt sind, wieder fast so gut wie vor dem Krieg. Das haben unter anderem Recherchen des Finanzportals ­Bloomberg im Juli 2024 gezeigt. Demnach fuhr Lukoil-Großaktionär ­Alekperow im Fiskaljahr 2023/24 rund 186 Milliarden Rubel (etwa 1,6 Milliarden Euro) an Dividendenzahlungen ein. In ­Mordaschows Kasse flossen 148 Milliarden Rubel. Und ­Wladimir ­Lisin, Chef des Stahlriesen Novoli­petsk, verbuchte 121 Milliarden Rubel an Dividenden. Ausschüttungen wie diese belegen, dass viele Oligarchen trotz der Sanktionen weiterhin gut im Geschäft sind – und von der weitgehend auf Kriegswirtschaft umgestellten russischen Industrieproduktion stark profitieren.

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Putins Oligarchen

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