Prompt geliefert

Bildgebende KI-Programme verändern die Kreativbranche. Ein französischer Illustrator karikiert den Wandel mit bizarren Bildern und ironischen Botschaften.

Der Eiffelturm in Hundeform.
Künstliche Intelligenz kann vieles, aber kann sie auch witzig sein? Sie kann, sagt der französische Illustrator ­Jocelyn. Foto: Jocelyn Collage

Als er das erste Mal die Künstliche ­Intelligenz (KI) Midjourney einsetzte, überkam ­Jocelyn ein Gefühl der Angst. Je intensiver sich der französische Illustrator mit dem Programm befasste, desto deutlicher erkannte er, dass die KI seine Arbeit bald obsolet machen könnte. Prompt beschloss er, die Bilder­maschine mit einer Prise Humor zu füttern: Er ließ die KI eine Vielzahl absurder Motive zu Themen wie Schlaflosigkeit, langweiligen Vorstandssitzungen, Horoskopen, Hunde­architektur oder auch dem Weihnachtsmann kreieren und schuf aus den Ergebnissen zehn animierte Kurzfilme. Ironische Kernbotschaft der Reihe, die ­ARTE ab Dezember in der Mediathek zeigt: Trau keinem Bild, das die KI nicht strikt nach deinen Vorgaben angefertigt hat. Und selbst dann ist nicht alles so, wie es scheint.

„Das war eine spontane Trotzreaktion“, räumt ­Jocelyn ein. „Da kam plötzlich ein Programm auf den Markt, das im Handumdrehen und zu Spottpreisen Bilder ausspuckte, für deren Produktion Menschen wie ich zuvor Stunden oder Tage brauchten.“ Für den Designer eine Bedrohung, auf die er sofort reagieren musste: „Wer verliert schon gern den Job – zumal an eine Maschine, die vermeintlich alles besser, schneller und günstiger liefert?“

Wie gut sie das wirklich kann, hänge vor allem davon ab, wie präzise die Anweisungen sind, die die Maschine erhält, erläutert ­Dymitr Romanowski, Chef­designer bei der Warschauer Agentur The Story. Denn das sogenannte Prompt Design, also das Schreiben dieser Anweisungen, sei eine Kunst für sich. „Um das gewünschte Bild zu erhalten, muss ich exakt definieren und formulieren, was ich meine. Und ich muss mir darüber im Klaren sein, dass KI auf der Grundlage statistischer Analysen und nicht mit menschlicher Intuition arbeitet. Programmen wie Midjourney ist es egal, ob wir sie inspirieren oder nicht – sie führen nur Befehle aus.“

Das tun sie allerdings immer besser, weshalb viele Kreative die Anwendungen inzwischen weniger als Gefahr, sondern vielmehr als Bereicherung betrachten. Für den Berliner Illustrator ­Bonny ­Carrera etwa sind sie „Werkzeuge, die meinen Arbeitsalltag erleichtern und den kreativen Output ergänzen“, sagt er im Gespräch mit dem ­ARTE Magazin. Seit zwei Jahren setzt ­Carrera ­Midjourney und andere KI-Tools bei der Gestaltung von Visuals für Markenunternehmen ein und vermittelt sein Prompt-Design-Wissen auch in Onlinekursen.

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